Zusatzinfo:
Las Vegas im Jänner/Februar 1973: Nach einem
großartigen Gastspiel auf Hawaii, das weltweit aufhorchen und ihn in
viele Medien rund um den Globus katapultieren lässt, kehrt Elvis in die
relative "Anonymität" der Spielerstadt Las Vegas zurück.
Nicht nur in späteren Biografien wurde dieser Schritt in Elvis´
Karriere als Fehltritt bezeichnet. Zumal Elvis´ gerade aus jenem Holz
geschnitzt war, das ständig neue und vor allem große Herausforderungen
benötigte um sein wahres Kapital an musikalischer Sonderklasse
entsprechend nutzen zu können.
Natürlich weiß man
heute, dass langjährig abgeschlossene Verträge (getätigt vom
Colonel, jedoch niemals ohne Einverständnis von Elvis) den Künstler
an Las Vegas binden sollten. Und so bleibt nur einmal mehr, den einen
oder anderen Seufzer los zu lassen und sich in manchmal durchaus
reizvolle "Was wäre wenn..." - Szenarien hinein zu denken.
Die nun vorliegende
Aufnahme ist von äußerster Rarität und musste bisher in privaten
Sammlerhänden ihr einsames Dasein fristen. Elvis machte sich die
Mühe, vor der am nächsten Tag stattfindenden ersten Show des
kommenden Engagements - das zu jener Zeit üblicherweise einen Monat
und somit mehr als 50 Shows dauern sollte - noch eine Probe "On
Stage" zu machen. Obwohl das Repertoire zuvor bereits oftmals
gespielt wurde und besonders auch im Hinblick zur vergangenen
"Aloha-Show" geprobt wurde, gab es also nochmal einen
Durchlauf.
Der Aufnahme zufolge
gibt sich Elvis sehr relaxt und singt verständlicherweise an den
meisten Stellen nicht mit voller Power. Die Band erlaubt sich das eine
oder andere aufmunternde "Schmankerl", wie etwa den
"Star Spangled Banner" am Ende von "Love Me", was
bei Elvis schallendes Gelächter auslöst. Schließlich wird auch der
aktuelle "Osmonds"-Hit "Leaving It All Up To You"
angeprobt, aber es bleibt eher bei einem Jam, also kein ganz ernst
gemeinter Einstudierungsversuch. Hingegen wird an den neuen
Elvis-Titel "Separate Ways" mit großer Ernsthaftigkeit
herangegangen und es ist verwunderlich dass Elvis das Lied während es
kompletten einmonatigen Gastspiels dann doch nicht bringen wollte. Er
hatte wohl seine (autobiografischen) Gründe dafür.
Diese FTD-Ausgabe
glänzt durch den extrem raren Inhalt, nicht jedoch durch die
Tonqualität. Fan-Ohren, die jene typsiche Rauheit und Limitierung der
Tonqualität einer Aufnahme mit nicht professionellem Equipment nicht
gewohnt sind oder diese schlicht ablehnen, seien insofern
"vorgewarnt". Vom reinen Sammlergedanken jedoch stellt diese
CD ein absolutes MUSS dar.
Und hier
noch eine weitere Sicht zur CD aus dem Blickwinkel unseres Freundes,
FTD-Fan und BIB-Veteranen Harald Trittner:
Und wieder
eine Sensation aus dem Hause FTD für die immer nach neuem Material
lechzende Fangemeinde. Erstmals dürfen wir einer einstündigen Probe
auf der Bühne des Hilton Hotels Las Vegas akustisch beiwohnen. Diese
Probe vom 25.01.1973 für die Jänner/Februar Saison im
Spielerparadies kann man fast schon als „dritte Aloha Show“
bezeichnen - die Songauswahl erinnert frappierend daran. Unser
Lieblings-Barde klingt im Vergleich zur Band und dem Orchester etwas
„zurückhaltend“. Das macht aber dem Spaß beim zuhören keinerlei
Abbruch. Einziger Wermutstropfen: Die Tonqualität erinnert an einen
sehr guten Live-Publikumsmitschnitt der 70er Jahre Konzerte bzw. an
ein schlechtes Soundboardklangbild (der/die geneigte LeserIn möge
bitte selbst urteilen…). Diese hochinteressanten Aufnahmen wurden
schändlicherweise anno dazumal nur auf einem Musikkassettenaufnahmegerät
mitgeschnitten. Meine ganz persönlichen Highlights und musikalischen
Eindrücke im Kurzüberblick:
„STEAMROLLER
BLUES“ klingt bluesiger als die bisher bekannten Versionen und ist
um fast eine Minute länger. Bei „MY WAY“ scherzt Elvis „Shut
up! Charlie" und „Shut up! Big Joe“. Elvis ist ein Schalk im
Nacken gesessen. Auf die Frage der Bandmitglieder an Elvis welches
Lied als nächstes geprobt werden soll - „LOVE ME“ oder „IT’S
OVER“ - reagiert dieser spontan und meint neckisch sie könnten am
besten „LOVE ME ‘TIL IT’S OVER“ daraus machen. So ein
Schlingel, unser King!
Mein persönlicher Favorit ist der Schluss von „LOVE ME“, wo das
Orchester plötzlich „The Star Spangeld Banner“ (USA Nationalhymne)
ganz kurz intoniert. Ich hätte gerne Elvis‘ Gesichtsausdruck dabei
gesehen. Wunderschön auch die zusätzlichen Strophen bei „I’M SO
LONESOME I COULD CRY“. Meines Erachtens überzeugt (u. a. auch durch
Burtons Intro und dem instrumentalen Mittelteil) diese Version weit
mehr als jene vom 12. bzw. 14.01.1973. Ewig schade, dass diese
furchtbar traurige Komposition des Country Gott Hank Williams es so
selten in Elvis´ Live-Repertoire geschafft hat. Und die nächste
Rarität folgt auf dem Fuße: „WELCOME TO MY WORLD“, ein paar Tage
zuvor noch auf Honolulu live vorgetragen – 38 Sekunden dieses Jim
Reeves-Klassikers gibt’s auch vom 13. Dezember 1975 aus der Midnight
Show aus dem Hilton Las Vegas - klingt diese sehr willkommene Fassung
fast wie eine Studioaufnahme. „AN AMERICAN TRILOGY“ wird mit einem
lauten „Hell Baby“ des Meisters vor dem Finale untermauert. Ich
vermute, diese Unmutsäußerung des Chefs bezieht sich auf die
schiefen Bläsersätze des Orchesters. Bevor der 1958er Hit „A BIG
HUNK O‘ LOVE“ in die Gänge kommt, bekommen wir für ein paar
Sekunden Bruchteile des Hank Locklin-Songs „PLEASE HELP ME, I’M
FALLING“ von Elvis zu Gehör. Man muss aber wirklich ganz genau
aufpassen um es nicht zu verpassen. Dem Song „I‘M LEAVIN‘ IT ALL
UP TO YOU“ den viele von uns Sammlern schon seit dem vorigen
Jahrhundert in den Schallplattentruhen als inoffizielle Vinylversion
horten und von offizieller Seite erstmals auf FTD’s „Stage
Rehearsal“ veröffentlicht wurde, folgt ein herrlich swingendes
„FADED LOVE“ – auch so eine Songperle die viel zu wenig live
interpretiert wurde. Zwei Versionen von „SEPARATE WAYS“ (einmal
nur mit Rhythmusgruppe und dann noch einmal zusätzlich mit Orchester)
bilden den Höhepunkt dieses FTD Juwels.
Werte
Leserin, werter Leser: Ich bitte inständigst und händeringend um
Hilfe: Vor „BRIDGE OVER TROUBLED WATER“ und nachdem Elvis eine
kurze Mario Lanza "Kapriole" von sich gibt, wird ein mir
nicht zu identifizierbares Lied von Elvis kurz angesungen. Ich ersuche
untertänigst um Aufklärung um welches musikalische Kleinod es sich
hierbei zu handeln scheint, vielen Dank vorab.
Was bleibt noch zu schreiben: Der Silberling ist wie für FTD üblich
im Digipack eingebettet, wobei mich die Aufmachung, das Layout und
Auswahl der Bilder an eine inoffizielle Sammlerpressung der achtziger
Jahre erinnert, aber das liegt naturgemäß immer im Auge des
Betrachters.
Nun wohlan, öffnet eure Sparstrümpfe und für ein paar läppische
Thaler ist dieses musikalische Ereignis euer Eigentum. Absolute
Kaufplicht!!!
Euer ergebener FTD-Junkie Harald
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